Ein ungewöhnlicher Vorschlag hat kürzlich für Aufsehen gesorgt: Ein Soziologe schlägt vor, dass der Staat die Kosten für Tinder-Abonnements übernehmen sollte, um dem Rückgang der Geburtenrate entgegenzuwirken. Diese Idee mag zunächst befremdlich wirken, könnte jedoch unerwartete Effekte haben.
Die Herausforderung sinkender Geburtenraten
Seit den 1970er Jahren verzeichnet Frankreich einen stetigen Rückgang der Geburtenrate. Früher brachte jede Frau im Durchschnitt zwei Kinder zur Welt, während dieser Wert heute unter 1,7 liegt. Diese Entwicklung führt zu einer alternden Bevölkerung und stellt somit eine Herausforderung für das Rentensystem dar. Das Durchschnittsalter in Frankreich ist von 40 Jahren im Jahr 2010 auf 42 Jahre angestiegen. Wenn es weniger Arbeitnehmer gibt, bedeutet das auch weniger Verbraucher, was wiederum die Wirtschaft belastet, da der Konsum der Haushalte 55 % des französischen BIP ausmacht.
Kann Tinder die Lösung sein?
Julien Damon, ein Soziologe und assoziierter Professor an Sciences Po, bringt eine innovative Lösung ins Spiel: Die Übernahme von Tinder Premium-Abonnements durch den Staat. Diese Maßnahme mag auf den ersten Blick skurril anmuten, doch Damon verweist darauf, dass mittlerweile zwei von fünf Paaren sich online kennenlernen. Dating-Apps wie Tinder, mit 450 Millionen Downloads weltweit und über 2 Millionen Nutzern allein in Frankreich, könnten somit tatsächlich ein Mittel sein, um Menschen zusammenzubringen und langfristig die Geburtenrate zu steigern.
Die Schwierigkeit, einen Partner zu finden, ist ein reales Problem, wie Damon in einem Interview mit BFM Business erläutert. Fernsehsendungen wie „L’Amour est dans le pré“ zeigen, dass die Partnersuche für manche eine große Herausforderung darstellt. Darüber hinaus wünschen sich Frauen heutzutage weniger Kinder oder entscheiden sich ganz gegen Nachwuchs. Ein wesentlicher Grund dafür ist das Bestreben nach Emanzipation und die Angst, auf die Rolle der Mutter reduziert zu werden.
Ein neuartiger Ansatz zur Belebung der Geburtenrate
Die Vorschläge Damons, die von der Übernahme von Tinder-Abonnements bis hin zu Mitgliedschaften in Fitnessstudios reichen – Orte, an denen ebenfalls zunehmend Begegnungen stattfinden –, zielen darauf ab, die sozialen Interaktionen zu fördern. Obwohl diese Ideen zunächst kurios erscheinen mögen, könnten sie bei genauerer Betrachtung durchaus sinnvoll sein, um der sinkenden Geburtenrate entgegenzuwirken. Es ist ein kreativer Ansatz, der die Bedeutung sozialer Netzwerke und moderner Technologien für die Gesellschaft unterstreicht.
Die Auswirkungen einer solchen Politik auf die Geburtenrate bleiben abzuwarten. Es ist jedoch unbestreitbar, dass neue Ideen und Ansätze notwendig sind, um den demografischen Herausforderungen der heutigen Zeit zu begegnen. Vielleicht ist die Unterstützung von Online-Dating-Diensten durch den Staat genau der innovative Impuls, der benötigt wird, um die gesellschaftlichen Trends zu verändern und eine Zukunft mit einer stabilen Bevölkerungsstruktur zu sichern.
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